
Mathematik Kunst Natur
Schöpferische Mathematik
Die Verwobenheit der Mathematik in Kunst und Natur ist mein Thema. "Kunst und Mathematik bildeten schon immer eine verschwiegene Komplizenschaft." ( Konrad Paul Liessmann). Spätestens in der griechischen Antike begann die Bildende Kunst sich der Mathematik in der Beachtung der Proportionen zu bedienen. In der Gotik diente die Mathematik dem Künstler zur Herstellung von Ordnung und Struktur, Zahlen wurden mit einer meist religiösen Symbolik verknüpft. In der Renaissance wurde die Proportionenlehre zur Grundlage der exakten perspektivischen Darstellung fortentwickelt (Alberti, Dürer). Ab dem 16.Jahrhundert wurden mathematische Methoden als Grundlage einer Analyse und Beschreibung der Naturgesetze herangezogen. "Das Buch der Natur ist in mathematischer Sprache geschrieben, und seine Buchstaben sind Dreiecke, Kreise und andere geometrische Figuren; ohne diese Mittel ist es den Menschen unmöglich, ein einziges Wort zu verstehen; es wäre wie eine vergebliche Wanderung durch ein dunkles Labyrinth." ( Ga-lileo Galilei, Il Saggiatore, 1623) Aber auch die mathematischen Konzepte der Unendlichkeit faszinierten Künstler und fanden Eingang in ihre Werke (Francesco Borromini, Maurits C. Escher). Die Bedeutung der Mathematik für die Naturwissenschaft wurde um Jahrhunderte vorauseilend von Roger Bacon (1214-1294) beschrieben: "Nur in der Mathematik gelangen wir zur vollen, irrtumslosen Wahrheit, zu einer Gewissheit ohne Irrtum. [...] Die Mathematik kommt dem göttlichen Denken am nächsten." "Mittels dreier Methoden können wir etwas wissen: durch Autorität, Begründung und Erfahrung." Die Aufgabe der Begründung übernehmen Mathematik und Logik, die der Erfahrung das Experiment. Daran hält bis heute die Naturwissenschaft fest. Schon Roger Bacon hat sich gegen die unkritische Autoritätsgläubigkeit gewendet - lange vor Galileo, der Aristoteles entthronte. Albert Einstein empfand die Rolle der Mathematik für die Deutung der Natur als ein Wunder: "Wie ist es möglich, daß die Mathematik, die doch ein von aller Erfahrung unabhängiges Produkt des menschlichen Denkens ist, auf die Gegenstände der Wirklichkeit so vortrefflich passt? Kann denn die menschliche Vernunft ohne Erfahrung durch bloßes Denken Eigenschaften der wirklichen Dinge ergründen?"

Chartres
Das Labyrinth in der Kathedrale

Melencolia
Dürers Rätselbild

Trinität
Die Mathematik der Dreifaltigkeit